Skizzenwoche-Special: Tiny Residency
Liebe Gemeinde, diese Woche habe ich mich zuhause verbarrikadiert, um mein eigenes Ding zu machen. Das Ganze lief unter dem Namen Tiny Residency. Darum geht’s auch in der heutigen Skizzenwoche.
Über Das Projekt
Tiny Residency ist eine Künstler*innenresidenz in der eigenen Wohnung.
Mein Künstler-Kollege Karl Russell und ich hatten die Idee dazu, als wir überlegt haben, wie wir uns besser auf unsere persönlichen Projekte konzentrieren können. Tiny Residency ist unser Konzept, um uns uneingeschränkt von Kundenjobs unserer künstlerischen Arbeit zu widmen.
Karl Russell ist multidisziplinärer Künstler, der auf dem Gebiet der experimentellen elektronischen Musik sowie Malerei und Zeichnung arbeitet. Er wurde vor allem durch den Dröhner bekannt. Karl und ich kennen uns schon seit Jahren aus der Studienzeit an der Burg Halle.
Wir haben uns am Anfang kein striktes Programm ausgedacht. Ich habe aber unsere Aktivitäten für die Nachwelt dokumentiert:
REsidency-Aktivitäten
Setup im Workshopraum
Osterfrühstück auf dem Balkon
freies Tanzen
zeichnen im Skizzenbuch
malen mit Acryl
Osterspaziergang
Meditieren
Burger essen
Tagebuch schreiben schreiben, lesen
Sticken und Textil-Experimente
Projektidee skizzieren
Joggen
Lesen (Recherche: The Gift of Fear)
Illustrationsideen ausarbeiten
Musik machen, Tracks basteln
gemeinsam Ideen für Kollaboration besprechen
Arbeit im Bureau in der Käthe-Kollwitz-Straße
Pizza essen mit Kolleg:innen
Aussstellungskonzept als Text ausarbeiten
Proben für Tanzperformance
Abschlussgespräch
Skizzen und Modelle von Karl.
Erkenntisse
Sich für was Zeit zu nehmen heißt ja oft, dass man erst mal gar nichts machen kann außer das nachholen, was längst überfällig war. Durch gesundheitliche und zwischenmenschliche Stressituationen in den letzten Wochen brachten sowohl Karl als auch ich viele Emotionen, die sich in der letzten Zeit bei uns angestaut hatten, in unsere Residency mit. Unruhe und Ängste (können wir uns wirklich so viel Zeit für Kunst nehmen?! Wir müssen produktiv sein! Wir müssen uns irgendwie um andere kümmern!) kamen auf. Zudem eine große Erschöpfung, die jetzt erst in dieser Woche eintritt. Dürfen wir jetzt erschöpft sein, wo wir doch arbeiten wollten?
Die Tiny-Residency-Woche ist eine merkwürdige und holprige Übergangszeit für uns beide. Dinge werden abgeschlossen, damit neues entstehen kann. Das ist mit Zweifeln verbunden. Die daraus freigesetzte Energie fließt in unsere künstlerische Arbeit. So wie das Wetter im Moment stündlich zwischen Sonne und Regen wechselt, so schwankt die Stimmung zwischen Optimusmus und Angst. Es bleibt nur die Bereitschaft, auch unproduktive und komplett frustrierende Zeiten zu akzeptieren. Und dann funktioniert es auf einmal wieder.
Am Ende der Woche sind Dinge entstanden, die wir uns am Anfang nicht vorstellen konnten. Ich habe mein Ziel, mit Textilien zu arbeiten, experimentell getestet und zu einem Projektantrag ausgebaut. Karl hat elektronische Lieder geschrieben und mit anderen Leipziger Kreativen zusammen eine Performance erabeitet. Konkrete UPDATES zu meinen persönlichen Projekten kommen dann auch bald – ich arbeite dran!
Jedenfalls: Künstlerische Arbeit geht mit Selfcare und dem Verarbeiten von Emotionen einher. Anders geht es nicht.
Die Tiny Residency wird jetzt eine Ostertradition: spring cleaning fürs Gehirn. Ich freu mich schon auf nächstes Jahr.