„Ich hasse die Kunst! Stundenlanges Abrackern im Atelier für nichts! Alles, was ich mache, kommt mir so banal vor. Es sind nur Bilder. Irgendwie bewege ich nichts. Und dann noch dieses Oberthema: JEIN!“
So ringt die Berliner Malerin Elâ Wolf mit ihrem Schaffen. In Büke Schwarz’ erster Comic-Veröffentlichung folgen wir der jungen Künstlerin einige turbulente Monate lang, in denen sie sich mit ihrer Position zu Kunst und Identität auseinandersetzt. Elâ, die Tag für Tag im Studio vor sich hinarbeitet, tritt durch ein renommiertes Kunststipendium plötzlich in den Fokus der Öffentlichkeit. Eine Öffentlichkeit, die sie gegen ihren Willen in die Rolle der kritischen deutsch-türkischen Künstlerin drängen will, denn das Verfassungsreferendum in der Türkei ist gerade Thema in den deutschen Medien. Ein politischer Wendepunkt, an dem die Worte ja und nein, evet und hayir, plötzlich eine doppelte Bedeutung erhalten. Irgendwo dazwischen steht Elâ, wobei ihr der Druck von außen langsam zu viel wird: Die Kunstjournalistin, die aus ihr eine radikale Anti-Erdoğan-Aktivistin machen will; türkische Nationalisten, die sie als Verräterin beschimpfen; ihr Künstlerkollege, der will, dass sie „kompromisslos! subversiv!“ mit ihm kollaboriert; und ihr Vater, der ihr nachts Bilder von traditioneller türkischer Kunst „als Inspiration“ schickt und fragt, wann sie endlich nach Istanbul zieht.
Die Frage nach Positionierung und Identität klebt an Elâ wie die Plastiktüte vom türkischen Gemüseladen, in der sie sich verheddert. In behutsam erzählten Szenen kann sie schließlich ihrer persönlichen Wahrheit etwas näher kommen – ihrer Haltung zur Kunst, zum Leben, zu ihrer Familie. Wir begegnen dabei einigen notorischen Charakteren aus dem Kunstbetrieb, Elâs sehr unterschiedlichen Eltern, ihrer humorvoll-religiösen Oma und ihrem Partner Jonas, der sie unterstützen will, aber letztendlich wenig Hilfreiches anzubieten hat.